Die EURO 2024 Stakeholder Initiative im Gespräch mit der UEFA EURO 2024 Host City Leipzig

1. Was kann die Host City Leipzig dazu beitragen, dass die EURO 2024 ein Leuchtturm für internationale Sportgroßveranstaltungen werden kann?

Die Host City Leipzig möchte die Möglichkeit nutzen, ihre kulturellen, gesellschaftspolitischen und sportlichen Akteure im örtlichen und zeitlichen Umfeld der EURO 2024 einzubinden und einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Neben bestehenden Vereinen, Initiativen und Projekten, die ihr Wirken in der Stadt zeigen können, werden im Rahmenprogramm der UEFA EURO 2024 Aktionen und Programme mit und ohne Fußball-Bezug gestaltet und aufgeführt.

Daneben wird die UEFA EURO 2024 dem Leipziger Breitensport mit ihren rund 2.000 Ehrenamtlichen (Schiedsrichtern, Übungsleitern, Funktionären und Helfern) sowie ca. 21.000 Aktiven in 83 Vereinen, davon rund 40 Prozent Kinder und Jugendliche, nutzen, um den Vereinssport in Leipzig und der Region nachhaltig zu stärken.

Mit der umfangreichen weltweiten, medialen Reichweite bietet sich für die Stadt die Chance, sich nach der emotionsgeladenen FIFA WM 2006 erneut als Sport- und Kulturstadt zu präsentieren. Mit der erfolgreichen Durchführung einer solchen Großveranstaltung wird der Grundstein für weitere Bewerbungen von internationalem Charakter gelegt.

2. Wie gelingt es der Host City Leipzig, das Thema Nachhaltigkeit als Teil ihres Kerngeschäfts rund um die Vorbereitung und Durchführung der EURO 2024 zu berücksichtigen?

Die Host City Leipzig verpflichtete sich 2017 zur Umsetzung der 17 globalen Ziele Nachhaltiger Entwicklung (SDGs) auf lokaler Ebene, rief zwei Jahre später den Klimanotstand für Leipzig aus und arbeitet seitdem sukzessive und unter einem breiten Ansatz an der nachhaltigen Stadtentwicklung. Nachhaltigkeit auch bei Sportgroßveranstaltungen ins Zentrum zu stellen ist uns daher ein großes Anliegen, das durch die enge Einbindung des städtischen Referats für Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz bei der Umsetzung der UEFA EURO 2024 in Leipzig

gelingt. Neben dem Rahmen des städtischen Nachhaltigkeitsanspruchs sind sowohl in der Konzept- als auch in der Umsetzungsphase zur EM viele Akteure innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung eingebunden, um Nachhaltigkeit nicht als Einzelthema unter vielen zu betrachten, sondern in allen Bereichen der Veranstaltungsorganisation umfassend mitzudenken und in die Tat umzusetzen. An den drei Säulen des Nachhaltigkeitsbegriffs – Ökologie, Soziales und Governance (englisch abgekürzt: ESG) – orientiert, hat das Leipziger Nachhaltigkeitskonzept für die UEFA EURO 2024 Ziele und vielfältige Maßnahmen formuliert. Die Verantwortung zur Umsetzung verteilt sich auf die unterschiedlichen Verantwortungsbereiche der Host City wie Mobilität, Abfallbeseitigung, Fan Zone, Volunteer-Programm. Die Diversität an Nachhaltigkeitsthemen wird damit von vielen Schultern getragen. Durch die enge und intensive Zusammenarbeit mit wichtigen Stakeholdern wie RB Leipzig, der Leipziger Stadtreinigung, der Polizei, dem Ordnungsamt, dem städtischen Verkehrs- und Tiefbauamt und weiteren Ämtern, der Gleichstellungsstelle, städtischen und regionalen Sportverbänden, lokalen Vereinen und Anwohnervertretungen, Experten für Inklusion im Sport und vielen weiteren kann der Umfang an ökologischen und sozialen Aufgabenfelder einer Großveranstaltung bewältigt werden. Unser eigener Anspruch spornt uns dabei an, Nachhaltigkeit breit umzusetzen und auch in die Tiefe der einzelnen Themen vorzudringen.

3. Welche Unterstützung/ Zusammenarbeit braucht die Host City Leipzig von der UEFA Euro GmbH, der UEFA und vom DFB, um ihr Nachhaltigkeits- und Menschenrechtskonzept bestmöglich in die Tat umsetzen zu können?

Die seit der Konzeptionsphase gewachsenen Informations- und Austauschforen wie regelmäßige Meetings mit der EURO 2024 GmbH, Projektleitungs-Treffen und der Nationale Koordinierungskreis (NKA), die bundesweit aufgesetzten Beratungsprojekte zur Abfallvermeidung oder nachhaltiger Volunteer-Verpflegung sowie insbesondere die Vernetzungstreffen auf fachlicher Ebene zwischen den Host Cities unterstützen im peer to peer-Learning die Umsetzung der Konzepte in der Host City Leipzig. Wir verstehen uns als Ausrichterstadt als einer der Player und Teil des Teams, das das Ziel verfolgt, ‚die nachhaltigste EM aller Zeiten‘ umzusetzen.

Die UEFA EURO 2024 gibt dabei auch einen weiteren Anlass, Nachhaltigkeit und Menschenrechte zum Beispiel in Form des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes innerhalb der städtischen Strukturen aktiv zu verfolgen und dabei die Beschaffungsverantwortlichen miteinzubeziehen.

Die von allen Host Cities getragene Menschenrechtsrisikoanalyse zur UEFA EURO 2024 ist ein wichtiges Instrument zur Sensibilisierung für ebensolche Risiken, die in dieser Form für weitere Großveranstaltungen in der Zukunft Orientierung bieten kann.

4. Wie profitiert die Zivilgesellschaft der Host City Leipzig von den geplanten Maßnahmen rund um die EURO 2024?

Mit der UEFA EURO 2024 zu Gast in Leipzig setzt sich die Stadt das Ziel, eine Blaupause für konsequent nachhaltig ausgerichtete Veranstaltungen aufzusetzen, die den Orientierungspunkt für kommende Events in Leipzig setzt. Davon profitieren im Zentrum die Bürgerinnen und Bürger von Leipzig sowie die vielen tausend Gäste, die jedes Jahr nach Leipzig kommen. Beispielsweise wird die Abfallvermeidung und Abfalltrennung bei Veranstaltungen kontinuierlich verbessert werden, auch im Sinne internationaler Verständlichkeit. Hitzeschutz durch Großschirme bei Open Air-Events auf stark versiegelten Plätzen wird als Klimaanpassungsmaßnahme getestet werden. Nicht zuletzt soll das umweltfreundliche Verkehrsangebot des ÖPNV in Stadt und Umland verstärkt werden, damit weniger individueller Autoverkehr notwendig wird. Es werden ganz praktische Verbesserungen in Leipzig angegangen, die auch nach der EM langfristig Bestand haben, wie beispielsweise die Erneuerung von Flächen rund um das Stadion. Das sogenannte Host City Dressing, also Werbebanner oder Bauzaunverkleidung, wollen wir mit dem Anspruch der Weiternutzung von Ressourcen vor der Mülltonne bewahren und prüfen deshalb unter anderem die Möglichkeit, Sichtschutz an Zäunen oder Sonnensegel für städtische Kindergärten und Horte daraus zu gestalten. Die sportmotivierten Host City Volunteers werden die Gelegenheit zur kostenlosen Teilnahme an Weiterbildungsseminaren vor und während des Turnierzeitraums erhalten. Die neu erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen können sie gut für ihr Engagement in der Leipziger Sportvereinslandschaft nutzen. Dort wird langfristige personelle Unterstützung im Ehrenamt dringend gesucht. Im sozialen Bereich wird mit dem Erstellen eines Awareness-Konzepts zur UEFA EURO 2024 in Leipzig das Sicherheitsgefühl und Wohlbefinden aller Menschen, die zu den Leipziger EM- Spielen in der Stadt sein werden, in den Fokus genommen. Auch hier soll ein neuer Grundpfeiler gesetzt werden, der bei zukünftigen Großveranstaltungen weiterverfolgt wird. Nicht zuletzt leistet der Zoo Leipzig über die eigens zur EM eingerichteten Baumspendeaktion „Waldmeisterschaft“, bei der bis zum 14. Juli 2024 vier Mal 2024 Bäume im Leipziger Umland gepflanzt werden sollen, einen positiven Umweltbeitrag für die Region.

5. Welche positiven Auswirkungen erhofft sich die Host City Leipzig von der Ausrichtung der EURO 2024?

Die Fußball-Europameisterschaft 2024 mit dem Spielort Leipzig ist gerade für die kleinen Fußballvereine und die Vielzahl der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer um den Fußballsport herum Auszeichnung und Motivation zugleich mit nachhaltigen Impulsen und frischem Schub für den Leipziger Breitenfußball und einer weiter optimierten Basis für den Leistungsfußball. Auf dem Weg dorthin gehen die lokalen und regionalen Fußballverbände und die Stadt Leipzig mit der Förderung und Entwicklung des Amateurfußballs Hand in Hand aufs Spielfeld.

In der langen Fußball-Story Leipzigs ist die UEFA EURO 2024 ein weiterer Meilenstein:

  • Das 100-jährige DFB Gründungsjubiläum im Jahr 2000.
  • Der Umbau des Zentralstadions zur modernen Fußballarena.
  • Die Spiele der FIFA-WM 2006.

Diese Leipziger Erfolgsgeschichte lässt die Mitgliederzahlen in den Fußballvereinen seit Jahren steigen, gerade im Kinder- und Jugendbereich: Zählten die Vereine 2011 rund 14.000 Mitglieder, waren es 2014 bereits 15.500 und heute sind es schon über 20.000. Hier reiht sich die UEFA EURO 2024 logisch ein und bringt zusätzliche Fußballentwicklung: Trainer, Schiedsrichter, Sponsoren, Funktionäre und Stakeholder sollen in Leipzig für den Fußball gewonnen werden.

Das „Sportprogramm 2024“ sorgt für die passenden Rahmenbedingungen. Im Fokus: der Gedanke „besser machen statt neu bauen“, also vorrangig werterhaltende und -verbessernde Bestandspflege. Gleichzeitig stärkt die immer breitere Mitgliederbasis die gesellschaftliche Kraft des organisierten (Fußball-)Sports: Fußball beflügelt Integration und Inklusion, vermittelt Werte und Normen wie Toleranz, Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung und Vielfalt. Auf dem Platz gilt: Zugehörigkeit, Mitbestimmung und Verschiedenartigkeit sind selbstverständlich. Wie in ganz Leipzig.

Vielen Dank an die Host City Leipzig für die Beantwortung unseres Fragenkatalogs!

Dir hat dieser Beitrag gefallen?
Dann teile ihn mit deinen Freunden!

Facebook
Email
WhatsApp
Telegram