1. Was kann die Host City Berlin dazu beitragen, dass die EURO 2024 ein Leuchtturm für internationale Sportgroßveranstaltungen werden kann?
2024 wird erstmals eine Fußballeuropameisterschaft in Berlin zu Gast sein. Mit dieser Premiere gehen für die Host City Pflichten einher, die als Privileg und Chance gleichermaßen angesehen werden.
Berlin genießt als Sportmetropole und als Veranstalterin sportlicher Großveranstaltungen einen international hervorragenden Ruf. Als Gastgeberin von insgesamt sechs Spielen der UEFA EURO 2024 (inkl. des Finals am 14.7.2024) und Bundeshauptstadt wird Berlin im Fokus des internationalen Interesses stehen.
Im gesamtstädtischen Veranstaltungskonzept Berlins wird neben der Erfüllung der seitens der UEFA und EURO 2024 GmbH verpflichtend gestellten Anforderungen auch der Realisierung eigener Ideen viel Raum gegeben. So soll dem eigenen Anspruch der Sportmetropole Berlin an eine innovative und neu gedachte Sportgroßveranstaltung entsprochen und das bestehende Image der Stadt als Schauplatz internationalen Spitzensports gestärkt werden.
Innovative Ansätze und Planungen finden sich in nahezu allen Arbeitsbereichen wieder, um mit den zeitgemäßen Anforderungen an ein solches Großereignis Schritt halten zu können. Darüber hinaus wird großer Wert auf die bestehende Willkommenskultur Berlins als interkulturelle Metropole gelegt, mit der sich internationale Besucher*innen und Fans von Beginn des Turniers an in der Stadt wohlfühlen sollen und werden. Dabei spielen die Begegnungen von Berliner*innen mit Gästen aus aller Welt eine zentrale Rolle.
Auf Basis einer breit aufgestellten Landschaft aus (Sport)Vereinen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen werden nachhaltige Maßnahmen und Angebote entwickelt, die auch über den Turnierzeitraum hinaus in Berlin wirken. Es ist Berlins Anspruch, mit der UEFA EURO 2024 einen neuen Standard für (Sport)Großveranstaltungen zu implementieren, der als positives Beispiel für die zukünftige Gestaltung großer Sportveranstaltungen innerhalb der Stadt und darüber hinaus dienen soll.
2. Wie gelingt es der Host City Berlin, das Thema Nachhaltigkeit als Teil ihres Kerngeschäfts rund um die Vorbereitung und Durchführung der EURO 2024 zu berücksichtigen?
Der notwendige Fokus auf das Themenfeld der Nachhaltigkeit für eine zeitgemäße Durchführung der UEFA EURO 2024 wurde vonseiten der Host City Berlin frühzeitig identifiziert und mit entsprechenden Maßnahmen hinterlegt. Darüber hinaus ist der Arbeitsbereich Nachhaltigkeit in der Gesamtprojektstruktur fest verankert und mit einer entsprechenden Leitungs- und Bereichsstruktur inner- und außerhalb der zuständigen Stabsstelle personell kompetent besetzt.
Um einen nachhaltigen Rahmen um alle gesamtstädtischen Vorbereitungen zu ziehen, hat die Host City Berlin gemeinsam mit zahlreichen Stakeholder*innen ein Leitbild entwickelt, das als Handlungsmaxime für alle Aktivitäten innerhalb der Stadt dient. Es formuliert stadteigene Ziele in allen relevanten Nachhaltigkeitsdimensionen. Das Leitbild wurde in einem mehrstufigen Beteiligungsprozess unter Einbindung von mehr als 140 Organisationen entwickelt und schließlich im Mai 2022 öffentlichkeitswirksam im Rahmen des 11mm-Filmfestivals präsentiert. Seitdem dient es als Grundlage für die strategischen und operativen Planungen und ist gleichzeitig Vertragsbestandteil der durch die Stadt verantworteten Verträge. Dadurch wirkt es teilprojektübergreifend in die Gesamtstruktur der Host City Berlin zur UEFA EURO 2024. Zudem wurde es für die Durchführung der Europameisterschaft im Koalitionsvertrag der aktuellen Landesregierung als Grundlage für die Durchführung der UEFA EURO 2024 herangezogen.
Für alle Interessierten ist das Leitbild unter folgendem Link abrufbar: https://www.berlin.de/sen/inneres/presse/weitere-informationen/euro2024-leitbild-broschure-nachhaltigkeit.pdf
Im Lauf des Beteiligungsprozesses zur Leitbildentwicklung hat sich eine berlinweite AG Nachhaltigkeit – das sog. ExpertEM-Gremium – konstituiert. Dieser feste Personenkreis, bestehend aus circa 50 Vertreter*innen unterschiedlicher Organisationen, trifft sich quartalsweise und diskutiert und entwickelt eigene Projektideen in unterschiedlichen Arbeitsgruppen. Zudem sind Überlegungen dieses Gremiums auch als Beratungsergebnisse in die interne Veranstaltungskonzeption eingeflossen.
Neben der Umsetzung des Leitbilds hat sich die Host City Berlin auch zur Einhaltung weiterer selbst gesetzter Nachhaltigkeitsstandards bekannt. So gibt es bspw. zur Reduktion des CO2-Fußbadrucks bei Host-City-internen Veranstaltungen oder Workshops ausschließlich veganes und vegetarisches Catering und einen hohen Anteil an Produkten aus ökologischem Anbau und Fairem Handel.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Host City die in Berlin ohnehin schon existierenden Grundsätze zu nachhaltigem Handeln noch einmal durch eigene Auflagen und Vermerke verstärkt hat, auch, um der Bedeutung des Themenkomplexes in der Vorbereitung zur UEFA EURO 2024 gerecht zu werden.
3. Welche Unterstützung/Zusammenarbeit braucht die Host City Berlin von der UEFA Euro GmbH, der UEFA und vom DFB, um ihr Nachhaltigkeits- und Menschenrechtskonzept bestmöglich in die Tat umsetzen zu können?
Grundsätzlich läuft die Abstimmung und die Zusammenarbeit zwischen der Host City Berlin und der übergeordneten Turnierorganisation (UEFA / DFB / EURO 2024 GmbH) in dem Themenfeld sehr gut.
Es ist gut, dass die genannten Organisationen die Rahmenbedingungen im Bereich Nachhaltigkeit und Menschenrechte gesetzt haben und diese Themen weiter voranbringen. Dabei verfolgt die übergeordnete Turnierorganisation den richtigen Ansatz, die jeweils definierten Maßnahmen über die zugehörigen Kolleg*innen in den Teilbereichen in die einzelnen Host Cities zu multiplizieren. Das ist genau die Unterstützung, die sich die Host City Berlin wünscht, damit die Maßnahmen und Vorgaben auch ganz konkret in den unterschiedlichen Arbeitsbereichen eines solchen Events ausgerollt werden können. Dabei muss es das gemeinsame Ziel sein, die relevanten Prozesse zu identifizieren und zu beschleunigen.
Insgesamt profitiert die Host City Berlin von der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der turnierübergreifenden Organisation und ist für die anhaltende Unterstützung auf allen Ebenen dankbar.
4. Wie profitiert die Zivilgesellschaft der Host City Berlin von den geplanten Maßnahmen rund um die EURO 2024?
Innerhalb der Nachhaltigkeitsstrategie der Host City Berlin sollen im Vorfeld und während des Turniers diverse Maßnahmen umgesetzt werden, die sich an die Zivilgesellschaft richten. Wie bereits unter Frage 1 erwähnt, soll ein Standard geschaffen werden, von dem alle Berliner*innen und Gäste der Stadt zukünftig profitieren.
Im Konkreten hat die Host City Berlin eine Förderung zur UEFA EURO 2024 aufgesetzt, mittels welcher Projekte von Sportvereinen und weiteren gemeinnützigen Organisationen, die zur Umsetzung des Berliner Nachhaltigkeitsleitbilds beitragen, finanziell unterstützt werden. Dazu zählen umwelt- und klimagerechte Projekte ebenso wie die Förderung der Teilhabe, der Sportentwicklung, der Bildung für Nachhaltigkeit und Menschenrechte sowie die Stärkung von Sozialstandards. Das Gesamtvolumen dieser bereitgestellten Fördersumme beträgt insgesamt 1 Mio. €. Auf diesem Weg wird neben der strukturellen Weichenstellung auch ein konkreter Anreiz zur Mitgestaltung der EURO 2024 in Berlin geschaffen.
Außerdem sollen mittels der erarbeiteten Grundsatzkonzepte zu Klimaschutz und Klimaanpassung sowie zur menschenrechtsbasierten Teilhabe grundlegende Leitplanken für zukünftige Veranstaltungen in der Sportmetropole Berlin geschaffen werden. Hiermit sollen nicht nur während der UEFA EURO 2024, sondern auch für die Zukunft der schonende Umgang mit Ressourcen und das Ziel der Teilhabe gewährleistet werden.
Als besonderes Highlight ist an dieser Stelle das Nachhaltigkeitsprogramm „Unser Spiel“ zu nennen, das sich vorrangig aus zivilgesellschaftlich gestalteten Projekten zur EURO 2024 zusammensetzt. Klares Ziel ist, gleichermaßen neue als auch bestehende Engagement- und Ehrenamtsstrukturen zu stärken und zu fördern. Dabei sollen aus dem Programm Multiplikator*innen für innovative und aktivierende Ansätze im Bereich Nachhaltigkeit hervorgehen, die die zukünftige Ausrichtung unserer Sportmetropole prägen, egal ob im Verein, in Initiativen oder als Einzelperson.
5. Welche positiven Auswirkungen erhofft sich die Host City Berlin von der Ausrichtung der EURO 2024?
Neben der weltweiten Aufmerksamkeit, die Berlin mit der Ausrichtung der Spiele und der Fan Zone am Brandenburger Tor und auf dem Platz der Republik zuteil wird, hat die Sportmetropole den Anspruch formuliert, über das Turnier hinaus langfristige Mehrwerte insbesondere für die Berliner*innen zu erzielen.
Die UEFA EURO 2024 bietet für Berlin großartige Chancen, die es zu nutzen gilt. Dabei ist es wichtig, der Berliner Bevölkerung durch innovative und zeitgemäße Konzepte zu vermitteln, dass Sportgroßveranstaltungen ein wichtiges Instrument sein können, um demokratische und gemeinwohlorientierte Grundwerte zu stärken.
Zusätzlich werden konkrete Maßnahmen ergriffen, die der Sportmetropole Berlin langfristig zu Gute kommen. Hierzu zählen bspw. neue Fahrradrouten zu den Sportstätten und 1.000 neue Fahrradabstellanlagen direkt am Olympiastadion Berlin. Darüber hinaus sollen öffentliche Bereiche Berlins wie der Olympiapark, aber auch das Straßenland von in Verbindung mit der EURO errichteten öffentlichen Trinkwasserbrunnen und Stadtbäumen profitieren.
Mit dem Turnier soll den Berliner*innen wieder Lust auf Sportgroßveranstaltungen gemacht werden. Hierfür sollen die Maßnahmen in den Bereichen Ökologie, Soziales und Governance aktiv in die Gesellschaft kommuniziert werden. Dabei ist es wichtig aufzuzeigen, dass neben dem Sport auch andere Bereiche der Gesellschaft wie Kultur, Kunst, Verkehr oder Bildung profitieren, um auch den Teil der Gesellschaft in den Diskurs um die Akzeptanz von Sportgroßveranstaltungen miteinzubeziehen, der diesen kritisch gegenübersteht.
Vielen Dank an die Host City Berlin für die Beantwortung unseres Fragenkatalogs!
