Die EURO 2024 Stakeholder Initiative im Gespräch mit der UEFA EURO 2024 Host City Dortmund

1. Was kann die Host City Dortmund dazu beitragen, dass die EURO 2024 ein Leuchtturm für internationale Sportgroßveranstaltungen werden kann?

Eine so bedeutende Großveranstaltung wie die UEFA EURO 2024 bietet allen beteiligten Akteur*innen die Möglichkeit, sich im Bereich der nachhaltigen Ausrichtung zukünftiger (Groß-)veranstaltungen weiterzuentwickeln.

Die Stadt Dortmund verpflichtet sich als mehrfach ausgezeichnete Hauptstadt des Fairen Handels sowie „Nachhaltigste Großstadt in Deutschland“ (2012) besonders den Zielen des fairen Handelns und der Wahrung der Menschenrechte. Die Host City (HC) Dortmund setzt zahlreiche Maßnahmen in allen Dortmunder Nachhaltigkeitsdimensionen (Ökologisch, Sozial, Ökonomisch, Partizipativ) sowie der ESG-Strategie (Environmental, Social and Governance) der EURO GmbH zur Ausrichtung der UEFA EURO 2024 auf den Ebenen von Ökologie, Soziales/Gesundheit, Wirtschaft und Partizipation/Good Governance um.

Ein besonderer Fokus liegt bei der HC Dortmund auf CO2-armen Handeln sowie der nachhaltigen (d.h. öko-fairen) Beschaffung.

Beispiele beschlossener Maßnahmen: Langfristig werden zwei Fahrradservicesäulen in der Nähe des Signal Iduna Park (zur eigenständigen schnellen Fahrradreparatur) errichtet. Des Weiteren wird zur UEFA EURO 2024 eine engere Taktung der Busse und Bahnen im Dortmunder Stadtgebiet durch unser Verkehrsunternehmen vorgenommen, um eine Überfüllung zu Stoßzeiten zu vermeiden. Ebenfalls wird das Sharing-Angebot von (E-)Bikes und E-Scootern erhöht und eine überdachte Abstellmöglichkeit am Stadion bereitgestellt. Neben einem kostenlosen ÖPNV-Tickets für unsere Volunteers werden diesen, neben dem HC Organisationsteam, die Nutzung eines Lastenfahrrads für Transportzwecke zur Verfügung gestellt.

So hat das gesamte HC-Organisationsteam zu Beginn der Planungen für die UEFA EURO 2024 Vertiefungsschulungen für die nachhaltige Beschaffung erhalten, sodass alle Planungen mit dem entsprechenden Wissen erfolgten. Hierzu gab es bereits im Jahr 2019 einen Beschluss des Rates der Stadt Dortmund zur nachhaltigen Beschaffung. So wurden z.B. die EURO 2024 Shirts des Organisationsteams von einem Fairtrade-zertifiziertem Hersteller bezogen. Ebenso werden ein Mehrwegsystem und Ökostrom in den Fan Zonen genutzt.

Zur Achtung der Menschenrechte richtete die HC Dortmund eine Unter-Arbeitsgruppe (AG) Menschenrechte ein, führt eine menschenrechtliche Risikoanalyse durch und lässt die Volunteers zu den Themen Menschenrechte, Inklusion, Vielfalt, fairem Handel und Sustainable Development Goals schulen. Diese können dann ihr Engagement, ihre Begeisterung und ihr Wissen später in ihre Vereine und soziales Umfeld tragen.

Auf der Fan Zone wird ein inklusives Awareness-Konzept umgesetzt. Darüber hinaus werden Fanprojekte, Nichtregierungsorganisationen, Menschen mit Behinderung(en) sowie Menschen verschiedenen Alters, unterschiedlicher sozialer und geographischer Herkunft und Geschlechtsidentität an EURO 2024-Projekt(-planungen) beteiligt. Die AG Nachhaltigkeit der Stadt Dortmund versteht die Einbeziehung unserer Zivilgesellschaft als wichtigen Bestandteil. Wir wollen Nachhaltigkeit mit all seinen Facetten an die Zivilgesellschaft kommunizieren, sie durch Veranstaltungen einbinden, um so eine Transparenz und Gemeinschaft zu entwickeln. Bereits in der Vergangenheit wurden einige Stakeholder*innendialoge wie zB. „Alles nur FairKleidung? – Nachhaltigkeit in der Sportartikelindustrie“ (2022) und „Wa(h)re Weltmeisterschaft? – Fußball und Menschenrechte in Katar“ (2023) durchgeführt.

2. Wie gelingt es der Host City Dortmund, das Thema Nachhaltigkeit als Teil ihres Kerngeschäfts rund um die Vorbereitung und Durchführung der EURO 2024 zu berücksichtigen?

Das Thema Nachhaltigkeit wird in der Stadt Dortmund nicht erst aufgrund der UEFA EURO 2024 gelebt. Es gibt zahlreiche stadtinterne Vorgaben, Beschlüsse und Stadtstrategien, die seit Jahren gängige Praxis sind und nun auf die UEFA EURO 2024 übertragen werden.  Beispielsweise hat das Büro für internationale Beziehungen in diesem Jahr eine Schokoladenfabrik in Ghana besucht, dessen gesamte Wertschöpfungskette dort liegt: Vom Kakaobohnenanbau bis zum Verpackungsdesign. Die Fabrik zahlt die höchsten Prämien an die Arbeiter*innen, produziert plastikfrei und durch eigene Solaranlagen auch klimaneutral. Somit werden dort faire Arbeitsplätze geschaffen. Für unsere Volunteers haben wir diese Schokolade als Geschenk bestellt, um der fairen Schokolade aus Ghana zu mehr Bekanntheit zu verhelfen.

Nachhaltigkeit wird somit als Querschnittsthema in der ganzen Stadt, der Verwaltung und den unterschiedlichen EURO-2024-AGen der HC Dortmund betrachtet. Darüber hinaus hat jede AG ein*n Nachhaltigkeitsbeauftragte/n, die/der im regelmäßigen fachlichen Austausch mit der Dortmunder AG Nachhaltigkeit für die EURO 2024 steht.
Ferner werden bestehende Projekte der Stadtverwaltung über das Nachhaltigkeitskonzept der UEFA EURO 2024 in Kenntnis gesetzt und Anknüpfungspunkte zahlreicher Fachbereiche regelmäßig besprochen (Bsp. Verknüpfung Internationale Gartenausstellung).

3. Welche Unterstützung/Zusammenarbeit braucht die Host City Dortmund von der UEFA Euro GmbH, der UEFA und vom DFB, um ihr Nachhaltigkeits- und Menschenrechtskonzept bestmöglich in die Tat umsetzen zu können?

Eine nachhaltige UEFA EURO 2024 kann nur umgesetzt werden, wenn alle Beteiligen (HCs, EURO GmbH, DFB, UEFA, Sponsoren, Bundesministerien, Stakeholderinitiativen, Zivilgesellschaft) an einem Strang ziehen, denn nur so kann unsere Zukunft lokal wie global „enkeltauglich“ gestaltet werden. Daher stehen wir in regelmäßigem Austausch mit allen beteiligten Akteur*innen.

4. Wie profitiert die Zivilgesellschaft von Dortmund von den geplanten Maßnahmen rund um die EURO 2024?

Durch unsere Stakeholder*innendialoge, in welche die Zivilgesellschaft eingebunden ist, verankern wir das Thema Nachhaltigkeit stark im breiten Bewusstsein der Gesellschaft. Ein Beispiel hierfür sind die Ideen- und Kooperationsbörsen. Dabei schaffen wir einen Rahmen, in welchem bestehende Ideen oder laufende Nachhaltigkeitsprojekte vieler unterschiedlicher Organisationen, Vereine, Verbände und Unternehmen in Dortmund Bekanntheit erlangen. Gemeinsam mit der eingeladenen Zivilgesellschaft findet ein Austausch statt um gemeinsame nachhaltige Ideen und/oder auch Projekte zu entwickeln. Ein weiteres Projekt unter Einbindung dieser Akteure ist der SDG-Nachhaltigkeitsparcour, der zur UEFA EURO 2024 in der Dortmunder Innenstadt installiert wird und im Anschluss in unser bestehendes Konzept „Wege zur Nachhaltigkeit“ impliziert wird.

Darüber hinaus profitiert die Zivilgesellschaft zum Beispiel von folgenden Maßnahmen: Langfristige Reaktivierung der Trinkwasserbrunnen, langfristige Nutzung der zwei neuen Fahrradservicesäulen, um das eigene Fahrrad in Stadionnähe selbstständig zu reparieren, geförderte Angebote des Kindermuseums Mondo Mio zum Thema Sport und Nachhaltigkeit sowie Unterstützung der Aktion „10.000 Smiles“ der UEFA-Stiftung.

5. Welche positiven Auswirkungen erhofft sich Dortmund von der Ausrichtung der EURO 2024?

Die Fairtrade-Stadt Dortmund möchte die UEFA EURO 2024 nutzen, um Nachhaltigkeit beizukünftigen Veranstaltungen in Dortmund noch stärker bei der Durchführung zu etablieren. (z.B. Stadtfest DORT.bunt, die Dortmunder Weihnachtsstadt, Messen, Sportveranstaltungen). Dabei sollen in allen Dimensionen der Nachhaltigkeit konkrete Maßnahmen identifiziert und vom gesamten Organisationsteam der Veranstaltung mitgetragen und umgesetzt werden (z.B. Umsetzung inklusives Awareness-Konzept, Stärkung und Bewerbung CO2-armer Mobilitätsmöglichkeiten, nachhaltige Beschaffung, Einbindung der Zivilgesellschaft).

Nach der UEFA EURO 2024 möchten wir ein gestärktes Ehrenamt beibehalten. Durch die zahlreichen Volunteers, die für die Fußballeuropameisterschaft der Männer im Einsatz sind, soll das Ehrenamt über diese Veranstaltung hinaus auch in den Vereinen gestärkt werden.

Wir möchten ein nachhaltiges Wissen über jegliche Nachhaltigkeitsthemen und Begeisterung der Zivilgesellschaft langfristig erzeugen. Wir möchten positive Erfahrungen in Dortmund sammeln, um einen interkulturellen und internationalen Austausch zu ermöglichen.

Vielen Dank an die Host City Dortmund für die Beantwortung unseres Fragenkatalogs!

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