1. Was kann Gelsenkirchen dazu beitragen, dass die EURO 2024 ein Leuchtturm für internationale Sportgroßveranstaltungen werden kann?
Entsprechend dem Motto „Ein Turnier für alle“ begrüßt die Host City Gelsenkirchen mit großer Willkommenskultur die Gäste aus Europa. Dabei liegt das Hauptaugenmerk des Gastgebers auf den demokratischen Grundwerten wie der Einhaltung der Menschenrechte in all ihren Facetten und ebenso dem schonenden Umgang mit Ressourcen, um diese Europameisterschaft besonders nachhaltig zu gestalten und somit Maßnahmen zu schaffen, die für weitere internationale Sportgroßveranstaltungen als Blaupause dienen könnten.
2. Wie gelingt es Gelsenkirchen, das Thema Nachhaltigkeit als Teil ihres Kerngeschäfts rund um die Vorbereitung und Durchführung der EURO 2024 zu berücksichtigen?
Nachhaltigkeit zählt seit langem auch zum Kerngeschäft unserer Arbeit als Stadtverwaltung. Im Rahmen der EURO 2024 gilt es bereits bestehende nachhaltige Angebote weiter auszubauen und neue zu schaffen.
Ein Bespiel dafür sind Trinkwasserbrunnen, die es bereits an vielen Stellen im Stadtgebiet gibt und die nun noch erweitert werden.
Das Zukunftsprogramm Radverkehr fördert bereits seit längerem den Umstieg vom Auto auf das Fahrrad und wird in Gelsenkirchen stetig fortgeschrieben. Wobei hier neben den positiven Effekten für das Klima und die Einsparung von fossilen Energien auch die Gesundheit eine Rolle spielt. Im Rahmen der EURO 2024 wird es zusätzliche Angebote zu Leihrädern für die Gäste aus Europa geben.
Gelsenkirchen ist eine vielfältige Stadt mitten im Schmelztiegel der Kulturen des Ruhrgebietes. Aufgrund dieses Hintergrundes ist hier kein Raum für Diskriminierung und Rassismus – weder auf dem Platz noch in der Gesellschaft. Dafür stehen wir auch während des Turniers.
Das Thema Bildung von Anfang hat in unserer Stadt einen hohen, wenn nicht den höchsten Stellenwert, denn der Zugang zur Bildung darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängig sein. Bildung für nachhaltige Entwicklung prägt das Leben von Kindern unserer Stadt von Geburt an und soll während des Turniers ebenfalls einen hohen Stellenwert erfahren. Dazu zählt der Schulcup für Grundschulen, bei dem der Kindern eigene Bewegungsdrang mit dem Aspekt der Gesundheit verbunden wird. Besonders nachhaltig wirkt der Cup, weil er auch nach dem Turnier weitergeführt wird und den Spaß am Spiel im Team und die Fußballbegeisterung der Kinder dauerhaft gefördert und so das Interesse am Vereinssport weckt wird.
In unserem „Stadion der Träume“ verbinden wir den Sport mit der Kultur und gestalten in einem gemeinsamen Projekt von jungen Menschen aus Gelsenkirchen mit Kunstschaffenden verschiedener Sparten ein Programm, das sich vor allem an die junge Bevölkerung richtet. Konzipiert wird das „Stadion der Träume“ als Teambuilding und Vorbereitung, Trainingsphase, Turnier und Nachspielzeit. Dabei dreht sich alles um die Träume der jungen Generation: Wie sie verwirklicht werden können und auch darum, dass nicht jeder Traum in Erfüllung geht und trotzdem am Ende alles gut werden kann.
3. Welche Unterstützung/Zusammenarbeit braucht Gelsenkirchen von der UEFA Euro GmbH, der UEFA und vom DFB, um ihr Nachhaltigkeits- und Menschenrechtskonzept bestmöglich in die Tat umsetzen zu können?
Tatsächlich besteht sowohl beim Nachhaltigkeits- wie auch beim Menschenrechtskonzept bereits seit längerem und auf verschiedensten Ebenen eine enge Zusammenarbeit zwischen den genannten Turnierbeteiligten. Wir füllen wir, die von uns gemeinsam gesteckten Ziele fortwährend mit Leben und sind überzeugt, dass wir diese Themen erfolgreich auf den Weg bringen werden.
4. Wie profitiert die Zivilgesellschaft von Gelsenkirchen von den geplanten Maßnahmen rund um die EURO 2024?
Was gut läuft, kann noch besser werden: das Ehrenamt spielt bereits eine große Rolle in der Stadt, durch die EURO 2024 kann die Bereitwilligkeit auf das freiwillige Engagement durch die Gewinnung von Volunteers für das Turnier noch gesteigert werden.
Die Veranstaltungen rund um das Turnier stellen unter Beweis, dass es möglich ist ein Sport-Großereignis unter nachhaltigen Aspekten durchzuführen. Wenn das im Großen gelingt, sollte es im Kleinen/Familiären/Privaten noch viel besser gelingen. Das Beispiel EURO 2024 könnte zu einem Umdenken, einer bewussteren Wahrnehmung dessen, was ressourcen-schonend möglich ist, beitragen.
Um nur einige Beispiele zu nennen:
Fahrrad und ÖPNV als Mobilität der Zukunft;
Mehrweggeschirr statt Plastik/Pappe;
Barriere-Armut sorgt für verstärkte Inklusion/Anerkennung und mehr Teilhabe von beeinträchtigten Personen, die auch als Volunteers eingesetzt werden; regionale Lebensmittel schonen unser Klima und schmecken;
Müllvermeidung und Mülltrennung sind auch im Alltag einfach umzusetzen;
Sport und Bewegung bereichern unser Leben und fördern die Gesundheit: durch die Vorbereitung der EURO 2024 werden innerhalb der Stadtverwaltung neue Schnittstellen ermittelt, durch deren Nutzung der Service für unsere Bürger nachhaltig gestärkt werden kann;
die Kooperation mit der UEFA Stiftung für Kinder ermöglicht über die Initiative „10.000 Smiles“ benachteiligten Kindern die Teilhabe an dem Sportgroßereignis und fördert den Spaß an der Bewegung und das sportliche Interesse.
5. Welche positiven Auswirkungen erhofft sich Gelsenkirchen von der Ausrichtung der EURO 2024?
Gelsenkirchen ist die kleinste der zehn Host Cities, dafür aber auch die mit den größten wirtschaftlichen Problemen. Als Host City kann sich Gelsenkirchen präsentieren als Stadt in der Toleranz und Vielfalt eine signifikante Rolle spielen, in der die Bergmannstugenden wie Solidarität und das Füreinander-Einstehen nicht mit der Schließung der letzten Zeche in Vergessenheit gerieten. Gelsenkirchen zeigt sich als Stadt, die vorausblickt und nicht zurück; die seit langem mit dem Wandel lebt; die ihren Kindern die bestmögliche Zukunft ermöglichen möchte.
Die Bedeutung des Fußballs in Gelsenkirchen zeigt sich im Claim der Host City Gelsenkirchen „Wir sprechen Fußball“. Er steht für eine im positiven Sinne fußball-verrückte Stadt, die den Spirit der EURO 2024 nachhaltig nutzen möchte, um die Vereine und den Breitensport und so die Gesundheit und Lebensqualität der Menschen zu stärken.
Die Wahrnehmung der Stadt, die einst von Kohle und Stahl geprägt war, wird sich ändern, wenn die Gäste das grüne Gelsenkirchen kennenlernen; die Stadt mit dem vielschichtigen Kulturangebot und ebenso die herzlichen wie gastfreundlichen Bürgerinnen und Bürger.
Vielen Dank an die Host City Gelsenkirchen für die Beantwortung unseres Fragenkatalogs!